Draws Strategie: So spielen Sie eine Draw Hand

Draws StrategieDraws werden Ihnen beim Poker nicht selten begegnen. Gerade bei Texas Hold'em ist es daher wichtig, eine gute Entscheidung zu treffen und Draws richtig zu spielen. Eine Draw Hand beim Poker verspricht auf den ersten Blick gute Gewinnchancen, denn Sie kann durch weitere Karten zu einem guten Blatt werden, etwa ein Flush oder eine Straße. Aber nicht alle Poker Draws sind gleichwertig und gerade Anfänger spielen diese Pokerhände zu häufig oder mit dem falschen Setzverhalten. Im Folgenden erklären wir Ihnen Draw Hände im Detail und welche Strategien es für das Spiel von Draws gibt.

Was sind Draws beim Poker?

Vor allem bei Texas Hold'em Poker werden Sie häufig eine Draw Hand spielen müssen. Treffen Sie damit ein gutes Blatt, haben Sie Chancen auf die stärkste Hand in der Runde. Es zählt zum Können eines guten Pokerspielers, bei Draws die richtigen Entscheidungen zu treffen. Was also ist ein Draw?

Eine Drawing Hand ist schlicht und einfach eine Pokerhand, die noch nicht fertig ist und daher eine oder mehrere Karten zur Vervollständigung benötigt. Da Sie bei Texas Hold'em nur zwei Handkarten erhalten, könnten Sie im Prinzip jede Hand vor dem Flop als unfertig bezeichnen, wenn Sie nicht gerade ein Paar halten. Bei einer entsprechenden Kombination können Sie aber bereits vor dem Ausspielen der Gemeinschaftskarten auf eine Straße oder einen Flush spekulieren. Man spricht daher auch von einem Straight Draw oder einem Flush Draw.

Natürlich können Sie ein Pärchen als einen unfertigen Drilling, Vierling oder ein unvollständiges Full House ansehen, jedoch halten Sie damit bereits ein Blatt mit Wert. Ein Draw an sich ist jedoch wertlos, das heißt, Sie können im weiteren Verlauf mit den zusätzlichen Gemeinschaftskarten Ihren Draw verfehlen oder verpassen. Daher ist es besonders wichtig, Draws richtig zu spielen.

Draw Pokerhände Definition

Ein Draw, eine Draw Hand oder auch Drawing Hand beim Poker bezeichnet ein noch unfertiges Blatt, das durch eine oder meist mehrere Karten zu einem starken Pokerblatt werden kann. Es wird zwischen einer unfertigen Straße, einem Straight Draw, und einem unfertigen Flush, einem Flush Draw, unterschieden. Die Stärke einer Draw Hand wird durch die möglichen Outs bestimmt, also wie viele Möglichkeiten existieren, das Blatt zu vervollständigen.

Beispiele für Draws beim Poker

Beispiel 1: Straight Draw

Straight DrawNehmen Sie an, Sie halten Herz-Bube und Pik-Dame als Hole Cards. Auf dem Flop liegen Pik-König, Karo-10 und Herz-4. Sie haben eine offene Straße, einen sogenannten Open Ended Straight Draw (OESD), da Sie Ihr Blatt sowohl mit einer 9 als auch mit einem Ass am unteren beziehungsweise oberen Ende vervollständigen können. Ihre Chancen liegen bei rund 32%, am Turn oder am River die passende Karte zu treffen. Zu rund 36% treffen Sie noch ein Paar. Sie haben also auf jeden Fall mehrere Outs. Ihre Chancen auf eine wertlose Hand liegen bei immerhin 20%.

Beispiel 2: Flush Draw

Flush DrawIn diesem Fall halten Sie Herz-König und Herz-Bube als Handkarten und auf dem Board liegen nach dem Flop Herz-10, Kreuz-4 und Herz-7. Ihnen fehlt also nur eine weitere Herz-Karte zu einem Flush. Zu rund 32,5% werden Sie Ihre Hand vervollständigen. Ihre Chancen auf ein Paar stehen bei rund 35%, während auch in diesem Fall eine Chance von rund 20% besteht, dass Sie am River nichts von Wert auf der Hand halten.

Beispiel 3: Schlechte Draw Hand

Schlechte Draw HandEine schlechte Draw Hand gibt Ihnen weniger Chancen, das Pokerblatt zu treffen. Das ist oft dann der Fall, wenn Sie auf eine Straße „mit Lücke“ aus sind (Gutshot) oder das untere Ende einer Straße halten. Haben Sie beispielsweise Pik-10 und Karo-Bube auf der Hand und liegen auf dem Board Herz-7, Kreuz-8 und Karo-Ass, so bleibt Ihnen nur die Chance auf eine 9, um eine Straight zu erreichen. Ihre Chancen darauf stehen mit knapp unter 19% schlechter als die Chance von 27,5%, den Draw zu verpassen. Zu rund 44% schaffen Sie ein Pärchen, jedoch hält der Gegner mit nur einem Ass bereits eine stärkere Hand. In den allermeisten Fällen würden Sie solch einen Draw folden. Schlechte Flush Draws sind dann gegeben, wenn auf dem Board vier Karten gleicher Farbe liegen und Sie nur eine, womöglich niedrige Karte derselben Farbe halten. Hier stehen die Chancen einfach zu schlecht, dass der Gegner ein höherwertiges Flush hält.

Draws Spielen: Preflop Strategie

Bei einem Draw halten Sie mit Ihren Hole-Karten noch nichts auf der Hand und müssen erst den Flop abwarten, um Ihre Chancen zu erkennen. Die Tendenz ist daher, so billig wie möglich an die Gemeinschaftskarten zu kommen. Grundsätzlich ist an dieser Vorgehensweise nichts falsch, im Detail hängt es aber von der Spielsituation und Ihrer Position am Tisch ab. Aggressivität vor dem Flop signalisiert in der Regel ein gutes Paar auf der Hand. Halten Sie nun Ass und König auf der Hand und sind Sie spät oder als letzter mit Setzen an der Reihe, können Sie auch versuchen, andere aus der Runde zu drängen, falls Ihre Gegner nur Check oder Call gespielt haben und Sie über genügend Chips verfügen. Für diese Entscheidung ist aber auch wichtig, welche Spielstärke Ihre Gegner haben und selbst aggressiv, konservativ oder viele Hände spielen.

Starthände

Um zu wissen, wie Sie mit Ihren Hole Cards vor dem Flop umgehen, ist es unerlässlich, die Top Starthände für Texas Hold'em und Omaha und Ihre Stärken zu kennen.

Draws Spielen: Postflop Strategie

Die wichtigen Entscheidungsfragen mit einer Draw Hand stellen sich erst nach dem Flop. Im besten Fall haben die Gemeinschaftskarten Ihre Handkarten bereits zu einer Straße oder einem Flush ergänzt, sodass Sie nicht länger auf einem Draw sitzen. Viel häufiger aber müssen Sie nach dem Flop überlegen, wie stark Ihre Hand ist.

  • Sehr Starke Draws: Hier haben Sie mehr als zehn Outs und die Chance, gleichzeitig Flush oder Straight zu erzielen. Ihre Chancen darauf liegen bei mehr als 50%.
  • Starke Draws: Sie halten entweder ein Flush Draw oder ein offenes Straight Draw mit einer Chance von rund 35%.
  • Schwache Draws: Diese schließen Hände ohne Paar, eine Straße „mit Lücke“ (gutshot draw) und Overcards ein. Ihre Chance mit diesen Draws stehen schlecht.

Grundsätzlich gibt es nun Postflop zwei Möglichkeiten: Sie können Draws passiv oder aggressiv spielen.

Draws aggressiv spielen

Gerade beim Online Poker ist die aggressive Spielweise von Draws verbreitet. Sie setzen einen entsprechenden Betrag von 50% bis 75% des Pots und signalisieren eine starke Hand. Je nach Gegner können Sie damit andere aus der Runde drängen und den Pot eventuell ohne Showdown einstreichen. Nachteilig ist, dass Sie weniger Profit mit der Hand erzielen, wenn Sie alle Spieler zum Fold drängen, oder dass Sie eventuell gegen eine starke gegnerische Hand setzen und um einen beachtlichen Anteil Ihres Stacks spielen müssen. Im Detail kommt es darauf an, ob Sie am Turn oder River treffen und wie sich die Mitspieler verhalten, aber das aggressive Spielen von Draws ist an sich empfehlenswert.

Draws passiv spielen

Passive Spieler wollen möglichst wenig setzen, bis Sie ihr Draw in ein Pokerblatt verwandelt haben. Durch Calls oder Checks versucht der Spieler, mit geringem Einsatz Turn und River zu sehen. Die Spielweise kann allerdings den Draw auf der Hand verraten und als Schwäche interpretiert werden. Ein möglicher Ausweg ist das Bluffen am River, aber dieser Spielzug hängt vom jeweiligen Gegner ab. Wenn Sie passiv spielen, geben Sie den Mitspielern Gelegenheit, selbst aktiv zu werden und Sie zum Einzahlen in den Pot oder zum Fold zu bewegen.

Draws gegen verschieden starke Gegner spielen

Sie können sich nicht pauschal auf eine Spielweise von Draws festlegen, schon gar nicht am selben Pokertisch. Reagieren Sie immer gleich, kann der Gegner Sie leicht auf einen Draw festlegen. Das Verhalten und die Spielstärke der Mitspieler beeinflussen auch, wie Sie mit Draw Händen umgehen.

Draws gegen schwache Spieler

Diese Spieler neigen dazu, selten aus der Runde auszusteigen und nahezu jede Hand zu spielen. Hier ist angeraten, den Pot klein zu halten und nur zu callen, bis Sie eine Made Hand erreichen. Diese Art von Spieler hat meist nur Augen für die eigene Hand, weshalb Sie Ihr Draw nicht "verbergen" müssen.

Draws gegen mittelstarke Spieler

Gegen etwas stärkere Gegner wollen Sie Ihre Spielweise variieren, um Ihr Draw geheimzuhalten und gleichzeitig die Größe des Pots kontrollieren zu können. Viele Spieler erhöhen nach dem Flop, um am Turn nur zu callen. Daran ist nichts falsch, nur ist das Verhalten typisch für eine Draw Hand. Spielen Sie anders herum mit nur einem Call nach dem Flop und einem Raise am Turn, muss der Gegner überlegen, ob Sie Stärke oder Schwäche zeigen. Von Vorteil ist, dass Sie bei einem Call des Gegenspielers noch den River sehen und Ihr Draw nicht verraten haben. Haben Sie am Turn Ihr Draw nicht getroffen und stoßen auf Widerstand, können Sie allerdings nicht mehr callen, da Sie sonst zu viel in den Pot investieren.

Draws gegen starke Spieler

Starke Spieler erkennen schnell, dass Sie ein unvollständiges Blatt halten, wenn Sie den Flop nur callen. Es empfiehlt sich daher eine aggressive Spielweise von starken Draws, um Stärke zu signalisieren. Out of Position können Sie am Flop callen und am Turn setzen, und in Position am Flop setzen oder erhöhen und am Turn setzen. Hält der Gegner ein Blatt und Sie sehen einen Showdown, gewinnen Sie den Pot, wenn Sie Ihren Draw vervollständigen konnten. Nach einem Showdown sollten Sie Ihren Ansatz variieren, um ein Read des Gegners auf Ihre Draw Spielweise zu vermeiden.

Stärke von Draws berechnen

Stärke von Draws berechnen Die Stärke einer Draw Hand ergibt sich aus den möglichen Outs: Die Anzahl der Chancen, dass Sie Ihr Draw in eine Made Hand verwandeln. Halten Sie beispielsweise Herz-Bube und Herz-10 als Hole Cards und liegen auf dem Board Herz-9, Herz-8 und Karo-Ass, so haben Sie sowohl ein Straight Draw als auch ein Flush Draw.

Die verbleibenden Herz-Karten vervollständigen Ihr Flush und geben Ihnen daher neun Outs. Gleichzeitig können Sie mit einer Dame oder einer 7 Ihr Open Ended Straight Draw zur Straße machen, was acht weiteren Outs entspricht. Da die Herz-Dame und die Herz-7 in beiden Fällen vorkommt, dürfen Sie diese Karten nur einmal zählen. Daraus ergeben sich 15 mögliche Outs für Ihr Draw.

Um die Wahrscheinlichkeiten zur Vervollständigung zu berechnen, empfiehlt sich ein Poker Rechner. Spielen Sie Szenarien für mögliche Hände des Gegners durch und betrachten Sie die jeweilige Pot Equity der Hände. In unserer Liste der Top Poker Tools finden Sie Software zur Berechnung. Um Draws richtig zu spielen ist es auch wichtig, dass Sie gute Starthände als solche erkennen.

Varianz beim Spielen von Draws

Dass aggressive Spielen von Draws bringt auch einen Nachteil mit sich: den Anstieg der Varianz. Kurzfristig werden Sie mehr auf und ab Ihrer Finanzen erleben und müssen damit leben, dass Ihr Stack auch mal zusammenschrumpfen kann. Nutzen Sie Ihre Draws zum Erhöhen, können Sie die Gegenspieler oft zum Ausstieg aus der Runde bewegen. Aber hin und wieder wird es zum Showdown kommen, wenn Ihr Gegenüber ein gutes Blatt hält. Hier werden Sie gewinnen und verlieren, das ist unausweichlich. Auf langfristige Sicht machen Sie Profit, wenn Sie Draws richtig spielen. Sie dürfen nur nicht die Nerven verlieren, wenn Sie zwischendurch als Short Stack am Tisch sitzen.

Draws Spielen: Zusammenfassung

Wir haben gesehen, wie entscheidend es für Ihr Pokerspiel ist, Draws richtig spielen zu können. Unterscheiden Sie zwischen starken und sehr starken sowie schwachen Draws und schätzen Sie Ihren Gegner ein, um die optimale Spielweise in jeder Situation zu ermitteln. Grundsätzlich gibt es den passiven und den aggressiven Ansatz mit einiger Variation, abhängig von Ihren jeweiligen Mitspielern. Studieren Sie die Wahrscheinlichkeiten für Starthände, Flush Draws und Straight Draws und sammeln Sie Erfahrung durch Üben. Beim Poker mit Spielgeld können Sie ein Gespür dafür bekommen, wie oft Sie ein Draw wirklich treffen. Beachten Sie jedoch, dass das Setzverhalten beim Spiel um Echtgeld anders ausfallen wird.