Pot Equity Poker Strategien: So berechnen Sie Online Poker Equity

Pot Equity Poker StrategienDer Begriff Pot Equity wird Ihnen im Zusammenhang mit Online Poker Strategie häufig begegnen. Das Konzept dahinter ist vergleichsweise einfach zu verstehen. Die Details von Pot Equity und die Anwendung am Poker Tisch sind dagegen schon etwas komplizierter. Grundlage für Pot Equity, Poker Equity oder auch einfach Equity ist die Gewinnwahrscheinlichkeit Ihrer Hand. Je nach Spielsituation kann sich der Wert also ändern.

Pot Equity gibt den Betrag oder Prozentsatz des Pots an, der Ihnen sozusagen zusteht entsprechend der Chancen, mit Ihren Handkarten die Runde zu gewinnen. Dabei werden im weiteren Verlauf die jeweils möglichen Varianten berücksichtigt. Pokerspieler nutzen Pot Equity, um Entscheidungen am Spieltisch zu treffen. In diesem Artikel erklären unsere Experten alle Details zu Pot Equity und wie Sie den Wert für Ihre Poker Strategie nutzen können.

Was ist Pot Equity beim Poker?

Equity ist eigentlich ein Finanzbegriff und bedeutet soviel wie „Eigenkapital“ oder einfach Kapital - damit wird klar, worum es geht: Wie viel vom Pot gehört Ihnen? Für den Wert wird von der aktuellen Wahrscheinlichkeit ausgegangen, dass Sie mit Ihren Handkarten und beim Texas Hold'em mit den Gemeinschaftskarten die Runde gewinnen. Die Wahrscheinlichkeit in Prozent multipliziert mit dem Betrag im Pot ergibt Ihren Anteil, oder Ihren Pot Equity Wert.

Pot Equity = Gewinnwahrscheinlichkeit x Summe im Pot

In einer erfolgreichen Runde gewinnen Sie in vielen Fällen natürlich den gesamten Pot. Bei Equity Berechnungen legt man aber Statistik zugrunde und spielt dieselbe Situation sehr oft durch. Haben Sie eine Chance von 50% zu gewinnen und befinden sich 100 € im Pot, so gewinnen Sie nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung im Schnitt 50 €.

“Pot Equity, Poker Equity oder einfach Equity basiert auf der Wahrscheinlichkeitsrechnung und kann Spielern helfen, sich in einer Runde für eine Aktion zu entscheiden. Der Wert gibt an, wie hoch Ihr Anteil am Pot ist, wenn man die Gewinnwahrscheinlichkeit Ihres Blattes zugrunde legt. Haben Ihre Handkarten eine Gewinnchance von 60%, beträgt Ihre Pot Equity ebenfalls 60%. Befinden sich 100 € im Pot, gehören sozusagen 60 € davon Ihnen.”

Pot Equity Poker Beispiele

Beispiel 1: Straße gegen Full House

Straße gegen Full HouseIn diesem Beispiel hält Spieler 1 Preflop Karo Ass und Karo König auf der Hand, Spieler 2 hingehen Herz Bube und Pik 10. Zu diesem Zeitpunkt stehen die Gewinnchancen 65% für Spieler 1 gegen 35% für Spieler 2 - wenn wir davon ausgehen, dass keiner der beiden aussteigt, bevor alle Gemeinschaftskarten ausgespielt sind. Es befinden sich 50 € im Pot. Spieler 1 verfügt über 65% Pot Equity, was 32,50 € entspricht.

Mit dem Ausspielen der Flop Karten ändern sich die Pot Equity Werte für beide Spiele, da sich die jeweiligen Gewinnwahrscheinlichkeiten ändern. Gehen wir von den Flop Karten Karo Bube, Kreuz 10 und Herz 2 aus, hat sich die Situation für Spieler 1 verschlechtert. Seine Gewinnwahrscheinlichkeit liegt jetzt bei 21,8%, während sich Spieler 2 mit 78,2% gute Chancen ausrechnen kann, mit dem doppelten Paar zu gewinnen.

Wird jedoch beim Turn nun eine Dame ausgespielt, kann sich Spieler 1 über einen dramatischen Wechsel freuen. Jetzt gehören ihm quasi 90,9% des Pots, während sich Spieler 2 mit 9,1% zufriedengeben muss. Er muss auf eine 10 oder einen Buben als River Karte hoffen, um mit einem Full House doch noch zu gewinnen.

Beispiel 2: Straße gegen Drilling

Schlecte chancen gegen drillingSpieler 1 hält jetzt Pik 10 und Herz 10 auf der Hand, Spieler 2 Kreuz Bube und Kreuz 2. Preflop stehen die Gewinnchancen damit 69,2% für Spieler 1 und 30,8% für Spieler 2.

Nach der River Karte hat Spieler 2 jedoch bereits gewonnen: Kreuz 10, Kreuz Dame, Karo König, Pik 4 und Pik Ass bescheren ihm die Straße. Spieler 1 kommt mit drei gleichen Karten nicht dagegen an.

Beispiel 3: Schlechte Chancen gegen Drilling

Schlecte chancen gegen drillingBleiben wir beim vorangegangenen Fall und gehen wir zurück zur Turn Karte, bevor das Pik Ass ausgespielt wurde. Zu diesem Zeitpunkt hat Spieler 1 eine Gewinnchance von 70,5%! Mit 100 € im Pot gehören ihm sozusagen 70,50 €. Spieler 2 hat nur mit 13 der verbleibenden Karten eine Chance, ein Flush oder eine Straße zu erzielen. Auch ohne die Turn Karte stehen die Chancen für Spieler 2 nicht wesentlich besser: Beim Flop hat er 39,4% Pot Equity. Ein Fold vor oder nach dem Flop von Spieler 2 ist daher wahrscheinlich.

Mit Pot Equity Poker spielen

Wie lässt sich Pot Equity nun am Pokertisch einsetzen? Wie wir gezeigt haben, können Sie anhand der Gewinnwahrscheinlichkeit Ihren Anteil am Pot berechnen. Diesen Wert sollten Sie mit Ihrem „fairen Anteil“ vergleichen. Befinden sich beispielsweise drei Spieler am Tisch, so stünde jedem Spieler ein Drittel des Pots zu, jedoch nur, bevor die ersten Karten ausgeteilt werden. Halten Sie Preflop bereits zwei Asse auf der Hand, liegt Ihre Gewinnwahrscheinlichkeit bei 70% bis 85%. Mit einem derart hohen Pot Equity Wert sollten Sie Ihr Spielverhalten entsprechend anpassen.

“Bei mehr als 50% Pot Equity sollten Sie versuchen, den Pot so groß wie möglich werden zu lassen.”

Als Faustregel gilt: Bei mehr als 50% Pot Equity sollten Sie versuchen, den Pot so groß wie möglich werden zu lassen, da rein statistisch die Wahrscheinlichkeiten zu Ihren Gunsten stehen. In den allermeisten Fällen ist bei einer hohen Pot Equity daher eine aggressive Spielweise angeraten, die sich durch Setzen und Erhöhen auszeichnet als nur durch Check und Call. Statistisch gesehen bedeutet jeder Einsatz, bei dem Ihre Gegenspieler mitgehen, Extra-Gewinn für Sie, wenn Ihr Pot Equity Wert den fairen Anteil übersteigt.

Unterschied zwischen Pot Equity und Expected Value

Pot Equity und der Erwartungswert oder auch Expected Value sind zwei verschiedene Konzepte mit ähnlichen Ansätzen. Wie wir gesehen haben, bezeichnet Pot Equity Ihren Anteil am Gesamtgewinn und stellt immer einen positiven Wert dar. Im schlechtesten Fall beträgt Ihr Anteil 0% oder 0 €. Expected Value ist die Summe an Geld, die Sie im Schnitt gewinnen oder verlieren, bezogen auf eine Hand beim Poker oder Ihr Spiel insgesamt. Der Erwartungswert kann auch negativ ausfallen, was einem Verlust entspricht. Expected Value kann Blinds und Einsatz berücksichtigen.

Poker Strategie auf Grundlage von Pot Equity

Ähnlich wie beim Erwartungswert handelt es sich bei Pot Equity um statistisches Wissen, das Sie am Pokertisch zwar einsetzen aber nur bedingt berechnen können. Sie haben selbst beim Online Poker kaum die Zeit, die exakte Gewinnwahrscheinlichkeit Ihrer Hand in jeder Situation zu berechnen, zumal Sie die Handkarten Ihrer Gegner nicht kennen und Annahmen über eine Reihe möglicher Karten treffen müssten.

Pot Equity hilft Ihnen auf jeden Fall bei der Analyse von Poker Partien, um Aussagen über das bestmögliche Setzverhalten und Aktionen der Gegner treffen zu können. Poker Equity bildet außerdem die Grundlage für folgende Poker Tipps und Tricks:

  • Preflop sollten Sie nur erhöhen, wenn Sie ein gutes Blatt haben und sich eine hohe Gewinnwahrscheinlichkeit ausrechnen. Das Erhöhen vor dem Ausspielen der Flop Karten gibt Ihnen Kontrolle über das Spiel und kann andere Spieler zum Aussteigen bewegen. Mit einem hohen Preflop Einsatz eröffnen Sie sich Wege, den Pot entsprechend anwachsen zu lassen. Mit zunehmender Pot Equity sollten Sie entsprechend aggressiv spielen.
  • Ein Draw kann oft zu schwach sein, um einen Call als Aktion zu rechtfertigen, beispielsweise bei 30% bis 35% Pot Equity. Eine aggressive Spielweise kann auch hier wieder von Vorteil sein, wenn Sie einen Semi-Bluff eingehen. Sie hoffen auf eine Verbesserung Ihres Pokerblatts und geben mit einem hohen Einsatz vor, eine höhere Equity zu haben. Ein einfacher Call sendet dagegen das Signal, dass Sie Ihrem Blatt eher geringere Chancen zurechnen.
  • Wollen Sie noch am River bluffen, können Sie sich entsprechend nicht auf Ihre Equity verlassen. Hier gilt als Faustregel, dass Ihr Bluff, also das Blatt, das Sie vorgeben zu haben, mindestens 50% Gewinnchance haben sollte, um den Gegner zum Ausstieg zu bewegen. Anders herum gesagt: Der Gegner muss den Eindruck gewinnen, dass sein Pot Equity Wert weniger als 50% beträgt.

Was versteht man unter Fold Equity beim Poker?

Bei der Beschäftigung mit Equity werden Sie auch dem Begriff Fold Equity begegnen. Dabei gehen Sie davon aus, dass Ihre Hand entsprechend stärker ist, wenn die Chance besteht, dem Gegner zum Ausstieg aus der Runde zu bewegen. Das ist dann der Fall, wenn Sie Setzen oder Erhöhen können.

Fold Equity lässt sich nicht wirklich berechnen, da Sie die Handkarten der Gegenspieler nicht kennen. Sie können aber aufgrund von Annahmen eine Aussage über seine Equity treffen und mit etwas Erfahrung über die gegnerische Spielweise die Wahrscheinlichkeit für einen Fold annehmen. Für die Fold Equity multiplizieren Sie die Fold-Wahrscheinlichkeit mit der Pot Equity des Gegners. Diesen Wert können Sie zu Ihrer Pot Equity addieren.

Pot Equity berechnen

Zur Berechnung von Pot Equity müssen Sie natürlich wissen, welche möglichen Pokerblätter Sie mit Ihren Handkarten bilden könnten. Zählen Sie also Ihre möglichen Outs - die Anzahl der Karten, die Ihre eigene Hand verbessern. Dabei sollten Sie keine Karte doppelt zählen und berücksichtigen, die Sie selbst auf der Hand halten, die eventuell bereits ausgespielt wurden und die Handkarten Ihrer Gegner, von denen Sie ausgehen. Karten, die nicht nur das eigene, sondern auch das gegnerische Blatt verbessern, werden ebenfalls nicht gezählt.

Folgende Faustregeln können Ihnen helfen:

  • Beim Flop gilt, dass Sie Ihre Outs mit vier multiplizieren: Bei 8 Outs haben Sie 32% Pot Equity.
  • Beim Turn gilt, dass Sie Ihre Outs mit zwei multiplizieren: Bei 8 Outs haben Sie 16 % Pot Equity.

Ist die Zahl an Outs jedoch größer als acht, wird es etwas komplizierter. Für ein besseres Ergebnis sollten Sie folgende Formel verwenden:

(Outs x 4) - (Outs - 8) = Pot Equity

Bei 15 Outs ergibt sich also:

  • (15 x 4) - (15 - 8)
  • 60 - 7
  • Pot Equity = 53%

Pot Equity mit Software berechnen

Für die Analyse empfiehlt es sich, eine Software zu verwenden, um Pot Equity zu berechnen. Der Vorteil hier liegt nicht nur darin, dass Sie genaue Ergebnisse erhalten, sondern auch, dass Sie für die gegnerischen Hände Kartenkombinationen angeben können, um diverse Szenarien durchzuspielen. Die Gewinnwahrscheinlichkeiten für Hände können Sie mit folgenden Anwendungen berechnen:

Für noch mehr Tipps und Tricks zu Poker Software werfen Sie einen Blick auf unsere Liste der 10 besten Poker Tools.

Poker Software

Pot Equity: Zusammenfassung

Unser Artikel sollte Ihnen das Prinzip von Pot Equity vermittelt und anhand der Beispiele nähergebracht haben. Exakte Equity Berechnungen lassen sich während einer Poker Runde nicht anstellen, da Ihnen das exakte Wissen zu den Handkarten des Gegners fehlt. Sie können aber trotzdem Aussagen zur eigenen und gegnerischen Pot Equity aufgrund von Annahmen treffen, die entsprechend Ihre Strategie beeinflussen.

Mit Poker Software können Sie sogar sogenannte Ranges für die Handkarten der Gegenspieler eingeben und sich Gewinnwahrscheinlichkeiten ausrechnen lassen. Analysieren Sie Partien, um im Nachhinein Pot Equity Aufschlüsse zu erlangen.

Wenn Sie Pot Equity als Prinzip verstanden haben, können Sie Ihr Poker Spiel langfristig nachhaltig verbessern, indem Sie informierte Entscheidungen für Ihr Setzverhalten und Spiel treffen.