„5-10 Regel“ - PocketPairs und Suited Connectors richtig spielen
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Am Pokertisch kommt man oft in Situationen, in denen man nicht sicher ist, wie man agieren soll: Call, Fold, oder Raise? Für fast alle denkbaren Situationen liefern aber Strategiekonzepte aus der Pokerwelt die richtigen Antworten. Heute beschäftigen wir uns mit dem Preflopspiel. Grundsätzlich sind kleine Pocket Pairs und Suited Connectors gute Preflop Starthände beim No Limit Hold’em, die aber nicht immer gewinnbringend sind. Viele Spieler spielen diese Hände falsch und verlieren am Ende mehr Chips, als sie gewinnen.
Wer bei diesen Händen nicht sicher ist, ob er ein Raise callen soll oder nicht, findet Hilfe bei der „5-10 Regel“. Poker.de erklärt was man unter der Regel versteht, wie man sie anwendet und was die Nachteile der Regel sind.
Was versteht man unter der „5-10 Regel“?
Die „5-10 Regel“ ist eines der wichtigsten No Limit Konzepte, die jeder Anfänger verinnerlichen sollte. Das Konzept stammt von dem Pokerspieler und Autor Robert Ciaffone. Ausgangsposition für die Anwendung der Regel ist, dass man selbst preflop ein kleines Pocket Pair oder Suited Connectors hält.
Pocket Pairs und Suited Connectors
Warum sind Hände mit kleinen Pocket Pairs oder Suited Connectors so interessant? Mit einem kleinem Pocket Pair kann der Spieler ein Set treffen. In acht Fällen trifft er zwar den Flop nicht, aber jedes neunte Mal bekommt er den Drilling und kann viele Chips gewinnen. Wenn der Gegner den Flop verfehlt hat, und auf die Bet folden muss, kann man den Pot auch ohne Drilling gewinnen. Suited Connectors sind gute Preflop Hände, da sie verdeckte Monsterhände wie einen Straight oder Flush floppen können. Sieht der Gegner sich dann mit einem High Pair vorne, kann ihn das den ganzen Stack kosten.
Die „5-10 Regel“ besagt, dass man einen Raise mit einem kleinen Pocket Pair oder mit Suited Connectors callen kann, wenn der Raise nicht höher als 5 Prozent des eigenen Stacks beträgt. Wenn der Raise höher ist als 10 Prozent des effektiven Stacks, muss die Hand dagegen gefoldet werden.
Effektiver Stack
Der effektive Stack bezeichnet die Summe, welche effektiv in den Pot fließen könnte. Es ist immer die Summe des kleineren Stacks, die man selbst hat oder die der Gegner hat. Hat man selbst noch 1.000 Chips und der Gegner nur 700 Chips, dann können nicht mehr als 700 Chips gewonnen werden. Somit beträgt der effektive Stack 700 Chips.
Wenn der Raise 5 Prozent des effektiven Stacks beträgt, kann man immer profitabel callen und auf ein Set hoffen. Die Chance auf ein Set am Flop beträgt 1:8. Überschreitet der Raise 10 Prozent, trifft man nicht oft genug das Set, um pPreflop profitabel callen zu können. Die Implied Odds sind zu gering, um das Geld preflop zu investieren, da der endgültige Pot zu klein ausfallen würde.
Beispiele zur „5-10 Regel“
Beispiel 1: Spieler 1 hat 4-4 gedealt bekommen. Er hat 1.000 Chips, sitzt im Big Blind, die Blinds sind bei 25/50. Der Button hat noch 700 Chips und hat preflop 3 Big Blinds geraist. Der effektive Stack beträgt somit 700 Chips (die Blinds werden nicht mitgezählt). Spieler 1 müsste nun 100 Chips bezahlen, dass er um die 700 Chips spielen kann. Da der Raise somit 14 Prozent beträgt, sollte Spieler 1 diese Hand besser folden.
Beispiel 2: Spieler 1 sitzt mit 2.000 Chips am Button. Er hat 7-6 suited. Der Gegner hat einen Stack von 2.500 Chips und macht bei Blinds von 20/40 einen Miniraise auf 80. Small und Big Blind haben jeweils 3.000 Chips, spielen aber sehr passiv. Sie werden wahrscheinlich höchstens callen, nicht aber raisen. Die effektive Stackgrösse liegt bei 2.000 Chips. Das Verhältnis von Raise zu Stackgröße beträgt 4 Prozent, somit sollte Spieler 1 callen.
Entscheidungshilfen zur „5-10 Regel“
Oft gerät man am Pokertisch in Situationen, bei denen der Einsatz zwischen 5 und 10 Prozent des effektiven Stacks beträgt. Bei dazwischenliegenden Werten muss der Spieler selbst immer eine Entscheidung treffen und weitere Faktoren berücksichtigen.
Folgenden Punkte sprechen dann eher für einen Call:
- Je näher man bei 5 Prozent ist
- Je mehr Dead Money im Pot liegt
- Je eher der Gegner auch mit mittelstarken Händen bereit ist, am Flop All-In zu gehen
- Wenn der eigene Call die Action vor dem Flop beendet und kein weiterer Re-Raise möglich ist
- Wenn man Position auf den Gegner hat
- Je mehr Spieler in der Hand sind
- Je seltener der Gegner Continuation Bets spielt
- Je besser das eigene Table-Image ist: Wer in den Runden zuvor sehr aktiv war und als looser Spieler gilt, hat gute Chancen ausbezahlt zu werden. Wer aber besonders tight gespielt hat, hat keine guten Chancen auf eine Bezahlung
Argumente gegen die „5-10 Regel“
Viele Spieler machen es sich mit der „5-10 Regel“ etwas zu leicht. Diese Spieler callen einfach immer, wenn der Call 10 Prozent oder weniger ihres aktuellen Stacks beträgt. Viele Pokerspieler stehen deswegen der „5-10 Regel“ kritisch gegenüber. Sie sind der Meinung, dass eine Entscheidung über einen Call oder Fold von mehreren weit mehr Faktoren abhängt als nur vom effektiven Stack. So zählen auch die möglichen Hände der Gegner, der Spielstil der Gegner oder die Position am Tisch zu den entscheidenden Faktoren. Viele Spieler sind auch der Meinung, dass die Regel heutzutage nicht mehr zutrifft, weil das Spiel viel aggressiver geworden ist. Immer mehr Spieler tendieren dazu, auch mit marginalen Händen zu raisen.
Beispiel gegen die „5-10 Regel“: Spieler 1 muss € 85 bezahlen, um mit 7-7 den Flop ansehen zu können. Der effektive Stack liegt bei € 1.000. Die „5-10 Regel“ ergibt also einen Wert von 8,5 Prozent. Auf den ersten Blick macht Spieler 1 also auf längere Sicht € 41 Gewinn, wenn er callt. Doch das stimmt nur mit der Annahme, dass Spieler 1 immer gewinnt, wenn er einen Drilling trifft. Doch was ist, wenn der Gegner einen hochwertigeren Drilling, einen Flush oder eine Straße trifft? Tatsächlich gewinnt Spieler 1 in 82 Prozent aller Fälle mit seinem Drilling, wenn der Gegnenspieler irgendein höheres Paar auf der Hand hält. In 18 Prozent der Fälle verliert er. Zum anderen wird Spieler 1 nicht immer vom Gegner ausbezahlt, wenn er trifft.
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