River Play – Das Spiel in der letzten Setzrunde
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Beim Texas Hold’em Poker gibt es bis zum Showdown maximal vier Setzrunden oder auch Streets genannt: Preflop, Flop, Turn und River. Jede Street hat ihre eigene Dynamik und Problematik. Aber vor allem das Spiel am River ist besonders trickreich. Hier steht meistens die teuerste Entscheidung der Hand bevor. Der Spieler kann am River besonders viel Geld gewinnen, aber auch alles verlieren. Poker.de geht auf die Besonderheiten des River Plays ein und erklärt, auf was man achten muss.
Probleme am River
Der River wird von vielen Spielern unterschätzt. Er hat viele Besonderheiten. Betrachtet man alle Streets, befindet man sich am häufigsten in Preflop-Situationen. Die letzte zu spielende Runde findet dagegen relativ selten statt. Man muss am River nur im Verhältnis von 1 zu 25 Entscheidungen treffen. Ein Problem ist somit die fehlende Erfahrung.
Doch am River trifft man die teuersten Entscheidungen. Der Pot ist am River meistens sehr groß und man muss viele BB investieren. Hinzu kommt ein weiterer Fakt: Die Hände sind gemacht und es gibt keine ausstehenden Karten mehr. Es stehen sich mindestens zwei Hände gegenüber. Eine davon ist in der Regel die bessere und hätte das Recht auf den Pot. Doch diese Hand muss den Pot nicht zwangsläufig gewinnen.
Hat man seinen Gegner auf einen Draw gesetzt, so vollendet er am River den Flush oder die Straight und man muss sehr vorsichtig sein. Wenn der Gegner ihn verfehlt, sieht man sich meistens vorne. Die Entscheidung, ob man den River aufgibt, einen Bluff spielt oder eine Valuebet platziert, hat man meistens schon am Turn getroffen. So lässt man am River oft die letzte Konzentration vermissen.
Natürlich ändern sich am River auch die Odds. Auf den ersten Streets gibt es klare Outs, Odds und Pot Odds. Man kann mathematisch relativ genau berechnen, mit welcher Wahrscheinlichkeit die nächste Karte für die beste Hand sorgen wird. Man kann abschätzen, ob ein Call mit einem Draw am Flop auf Dauer erfolgsversprechend sein wird. Am River bekommt man bei einer Bet des Gegners auch Odds, nur kann man diesmal keine Mathematik zu Rate ziehen.
Wie spiele ich einen River?
Es gibt vier verschiedene Möglichkeiten, wie man einen River spielen kann:
- Man blufft: Man sieht sich am River nicht vorne und versucht, den Gegner von einer besseren Hand runter zu bekommen. Das Ziel ist also, eine bessere Hand zum Folden zu bringen.
- Man will billig zum Showdown kommen: Hier gibt man sich zwar Showdownvalue, sieht sich aber nicht zwangsweise sehr weit vorne und will nicht mehr als notwendig investieren.
- Man will Value: Man sieht sich klar vorne, egal ob der River geholfen hat oder ob man vorher schon eine starke Hand hatte.
- Man gibt auf: Man sieht sich klar hinten und gibt die Hand auf. Man glaubt nicht, dass der Gegner eine bessere Hand foldet. Hat man einen Draw nicht getroffen und möchte nicht bluffen, muss man so kein weiteres Geld investieren und kann die Hand einfach aufgeben.
Handstärke beim River Play
Welche Entscheidungen man beim River Play trifft, hängt auch von der Stärke der Hand ab, die man gerade spielt. Auch hier gibt es wiederum drei Möglichkeiten:
Weak Hand: Eine schwache Hand bietet kaum bis gar kein Showdownvalue. So eine Hand gibt es bei einem nicht getroffenem Draw, bei unimprovten Overcards oder nach einem Call mit einem mittleren Pair am Flop, welches nach weiteren Overcards am Turn und River nun als 4th Pair deutlich an Stärke verloren hat.
Made Hand: Eine Made Hand hat zwar Showdownvalue, muss aber nicht zwangsweise die beste Hand sein. Das könnten Overpairs oder Top Pair/Top Kicker sein. Ebenso möglich sind natürlich Hände, die eventuell ausgedrawt worden sind, wie zum Beispiel ein Set bei angekommener Straight oder ein starkes Two Pair bei angekommenem Flush.
Strong Made Hand: Mit einer sehr starken Hand sieht man sich am River häufig vorne und will ausbezahlt werden. Man gibt sich die Nuts und sieht nur eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass der Gegner eine bessere Hand hält.
Hat man eine Weak Hand, bietet sich natürlich wesentlich eher ein Bluff an, als zum Beispiel bei einer Made Hand. Hat man eine Made Hand, so sollte man nicht versuchen, durch ein Raise die Hand unnötig zu teuer zu machen. Und mit einer Strong Made Hand sollte man versuchen, keine Valuebet auszulassen.
Valuebets am River
Meistens sind die River Entscheidungen nicht klar, da man oftmals seine sehr guten Hände bereits vor dem Flop ge3bettet hat und spätestens am Turn All-In ist, da die Einsätze auf Flop und Turn zusammengerechnet bereits die Standard 100BB-Stacks übersteigen. Man wird am River also öfters mit marginaleren Situationen konfrontiert. Gerade auf den Micro Limits sind diese Bets jedoch pures Value, weswegen man lernen muss dünnere Value Bets am River zu setzen. Spielt der Gegner zum Beispiel auf einem K-5-10-2-8 Board jede einzelne Street c/c, sollte man an dieser Stelle mit A-K auch am River eine Bet setzen, wenn der Gegner checkt.
Der Gegner wird hier öfters mit schwächeren Kings, teilweise sogar noch mit verrückten Sachen wie Q-10 oder A-10 callen, da schlechte Spieler einfach zu gerne callen, nie eine bessere Hand beim Gegner erwarten und deswegen den Showdown sehen wollen. Natürlich sollte man die Hand jedoch folden, wenn der Gegner ein Raise ansetzt. Doch nur die wenigsten Gegner sind in dieser Situation in der Lage, einen Check-Raise am River als Bluff zu spielen.
Wird das Board koordinierter, kann man mit einer Hand wie Top Pair oftmals noch eine Blockbet (1/3 – 1/2 Pot) setzen und gegen ein Raise folden. Eine Blockbet ist eine im Vergleich zum Pot relativ kleine Bet, die gebracht wird, um die Handlungsmöglichkeiten des Gegners einzuschränken. Auch wenn diese Bet offensichtlich Schwäche beziehungsweise Unsicherheit zeigt, wollen die wenigsten Spieler ihre marginaleren Hände in einen Bluff verwandeln und aus dem Pot raisen. Sie werden viel eher callen oder folden. Man hat so sogar die Chance, in einer knappen Situation den Pot zu gewinnen, aber man kann ihn auf jeden Fall kleiner halten und somit günstiger zum Showdown kommen.
Bluffs und Fancy Plays am River
Bluffs am River sind gerade für Anfänger nicht zu empfehlen, da die Erfahrung in diesen Spots fehlt. Da man immer darauf achten muss, dass die “Geschichte” auch Sinn macht, sind die Spots in denen ein Bluffpush am River sinnvoll ist, eher selten und auch sehr schwer von schlechten Spots zu unterscheiden. Wenn man also einen Flushdraw am Flop und Turn anspielt und am River nun nur noch mit Ass high dasteht, ist es hier in den meisten Fällen einfach die beste Entscheidung, den River aufzugeben.
Fancy Plays wie Bet Flop, Bet Turn oder Check-Raise am River sehen zwar immer sehr spektakulär aus, sind aber ohne große History mit dem Gegner meist der Bet-Bet-Bet-Variante unterlegen. Gerade auf den Micro Limits ist der Spielerpool so riesig, dass man selten mit den gleichen Spielern mehrmals am Tisch sitzt. So kann man kaum History entwickeln. Das bedeutet, dass man die starken Hände einfach immer durchbetten und erst vom Gaspedal treten sollte, wenn man ein Raise kassiert. Tritt dies ein, muss man seine Hand neu evaluieren und je nach Gegner entscheiden, wie man weiter verfährt. Sollte man tatsächlich öfter mit denselben Spielern am Tisch sitzen, sollte man sich über deren Spielweise und Bluffverhalten Notizen im jeweiligen Pokerprogramm machen. Diese können für spätere Entscheidungen von großem Nutzen sein.
In Position am River
Am Pokertisch ist man in Position immer im Vorteil. So auch beim River. Grundsätzlich gibt es zwei Szenarien: Entweder der Gegner checkt den River oder er bettet. Der Spieler muss nun herausfinden, wo er am River mit seiner Hand steht. Sieht er sich in einer „Way ahead / Way behind“-Situation mit einer mittelstarken Made Hand eher hinten, will er möglichst günstig zum Showdown. Sieht er sich deutlich vorne, so will er Value für seine Hand haben.
Sollte der Gegner checken und man hat eine Hand, die für einen Showdown ausreicht, sollte ein Checkbehind Standard sein. Man geht davon aus, ab und zu vorne zu liegen, rechnet aber nicht damit, dass der Gegner mit einer schwächeren Hand nochmals eine Bet callen würde. Glaubt man sich vorne, muss man natürlich betten, ebenso, wenn man bluffen will.
Sollte der Gegner betten, wäre der Call eine Option, wenn man den Showdown sehen möchte. Die Frage ist aber, wie günstig man ihn sehen darf. Bei einem Bluff ist ein Raise die einzige Möglichkeit. Bei einem Raise vom Gegner ist vielleicht sogar ein Shove nötig, denn dann deutet der Gegner eine sehr starke Hand an und es braucht viele BB’s um ihn aus der Hand zu drängen. Hier sind zusätzlich klare Reads wichtig. Gegen unbekannte Gegner sollte man auf solche Moves verzichten, falls man dafür seinen kompletten Stack in die Mitte stellen muss. Mit einer sehr starken Hand kann man natürlich raisen. Doch ist die Hand wirklich so stark? Gibt es in der Range des Gegners genügend schwächere Hände, mit denen er am River bet/call spielt? Wenn ja, kann man mit gutem Gewissen raisen. Wer aber Zweifel hat, sollte eventuell auch hier nur einen Call spielen.
Out of Position am River
Out of Position hat man am River einen großen Nachteil. Wenn man aus frühen Positionen gute Hände aggressiv spielen will und dabei häufig gecallt wird, lässt sich diese Position aber nicht vermeiden. Abhängig davon, wie sich die Hand bis zum River entwickelt hat, steht man nun vor einer schwierigen Entscheidung. Sind Bluffs sinnvoll? Wie kann man mit starken Händen maximale Value herausholen?
Die Standardoptionen lauten: Checken oder betten. Es gibt aber auch noch eine dritte Option. Neben einer normalen Valuebet in Höhe von ca. 2/3-Potsize (die am River aber auch variiert werden kann, da man mit ihr nicht mehr seine Hand protecten muss) kann man eine Blockbet anbringen. Mit einer Blockbet kann man versuchen, den positionellen Nachteil auszugleichen und mit ihr für einen relativ günstigen Preis eine wertvolle Information zu erhalten. Als Voraussetzung geht man davon aus, dass der Gegner nicht blufft und wiederum raised. Ist man klar vorne, z.b. mit einem Flush Ace high und ist sich sicher, dass der Gegner gegen ein großes Raise folden würde, kann man auch eine Blockbet spielen. Viele interpretieren diese Minbet als Schwäche und werden selber raisen oder sogar shoven, um den Pot nach Hause zu holen. Dies ist eine andere Variante der Valuebet.
Zusammenfassung
Hier haben wir nochmal die wichtigsten Punkte zum Thema River Play zusammengefasst. Das River Play kommt seltener vor als die anderen Betrunden und ist daher für viele Spieler auch schwerer zu trainieren. Wenn man das Spiel in der Theorie beherrscht, kann man jedoch viele Fehler vermeiden und somit Geld sparen. Wichtig ist es das Board am River genau zu studieren und zu überlegen, welche Hand der Gegner haben könnte. Ist die eigene Hand stark oder eher schwach? Von dieser Überlegung hängt Ihr Spielverhalten am River ab. Der größte Fehler, den man machen kann, ist, die Hand des Gegners chronisch zu unterschätzen, trotzdem sollte man, je nachdem, in welcher Position man spielt, versuchen die Kontrolle über die Betgrößen zu behalten. Dabei helfen Valuebets, Blockbets oder eben das Check Behind.
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